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Monte Amiata umgebung Larderello
Larderello
In der Nähe von Amiata

Larderello

Larderello ist ein Ortsteil der Gemeinde Pomarance (Provinz Pisa) auf 390m Seehöhe. Die Gemeinde hat 850 Einwohner und gehört vollständig dem italienischen Stromerversorger ENEL (Ente Nazionale per l'Energia eLettrica).

Der Ort liegt im Zentrum des so genannten Tals des Teufels (ital. valle del diavolo ). Dieses Gebiet auf einer Fläche von ca. 200 km² im Tal des Cecina trägt seinen Namen von seinen borhaltigen Soffioni , d.h. herausschließenden weißen Dampffontänen, sowie von heißen Quellen gebildeten Tümpeln und Teichen ( lagoni = große Seen).

Die Etrusker verwendeten die Borsalze, die sich aus den lagoni gewinnen ließen, als Medizin und benötigten sie als Glasur für Keramiken. Römische Quellen berichten darüber und verzeichnen die korrekte geografische Lage. Zudem war das Gebiet im Mittelalter bekannt.

Eine Siedlung gründete aber erst im 19. Jahrhundert François Jacques de Larderel, ein Industrieller französischen Ursprungs, der hier im Jahre 1827 die Produktion von Borsäure aus den borhaltigen Quellen perfektionierte, die seit 1818 an dieser Stelle betrieben wurde. Dabei stützte er sich auf Vorstudien von Uberto Francesco Hoefer, dem Schirmherrn der toskanischen Apotheken und insoweit Berater am Hofe des Großherzogs. Kirche und Schule sind aus der ursprünglichen Siedlung noch vorhanden.

Im 20. Jahrhundert erfuhr die Erdwärme aus den Soffionen eine völlig neue Nutzung zur Stromerzeugung: 1905 wurde in Larderello das weltweit erste geothermische Kraftwerk gebaut. Die Stromgewinnung läuft seit 1913, und lange Zeit hatte Italien Alleinstellung in dieser Technologie.

Ab 1931 wurden Dampfbrunnen zur zusätzlichen Energiegewinnung gebohrt, die ab 1937 die ersten Kühltürme notwendig machten.

Schrittweise hat der ENEL, der das Kraftwerk seit 1962 betreibt, eine Anlage gebaut, die den Dampf direkt in Turbinen leitet und heute noch immer zu den weltgrößten Erdwärmekraftwerken gehört.

Stand 2006 betreibt der ENEL geothermische Kraftwerke in Larderello, Travale und am Monte Amiato und erzeugt damit ca. 1,5% der insgesamt in Italien produzierten Elektrizität. In der Toskana beträgt der Nutzungsanteil 45 %.

Das 1956 eingerichtete Museum unter einem Kuppelzelt dokumentiert die historische Entwicklung der Borgewinnung in der Vergangenheit und der Stromerzeugung heute. Ferner können Gruppen nach Vereinbarung ein soffione sowie einen rekonstruierten lagone besichtigen.